Reisebericht Albanien zu Bunkern, Bergen und Meer
Ein Bericht über eine Reise zu Bunkern, Bergen und Meer mit einehmender Gastfreundschaft und überwältigender Herzlichkeit. Noch unentdeckt vom Massentourismus bietet Albanien ein Paradis für Individualreisende. Entdeckt mit uns atemberaubende Landschaften sowie kulturelle Highlights, in UNESCO geschützten, mittelalterlichen Städten.
28.04.2019
Die Taschen sind gepackt, morgen fliegen wir mit der Lufthansa nach Albanien. Unser Plan ist es, in den albanischen Alpen zu wandern und anschließend im Süden zu baden. Noch einen Blick auf den Wetterbericht: Regen, 11°C! Mit dieser Kältewelle haben wir nicht gerechnet. Plan B: keinen Plan! Wir müssen improvisieren.
Tirana – Himara
29.04.2019
Im Flugzeug wälzen wir noch einmal den Reiseführer und beschließen, erst einmal in den Süden zu fahren, um die Kältewelle abzuwarten. Mit etwas Verspätung landen wir in Tirana. Uns überrascht die klare Luft und die entspannte Atmosphäre. Sofort fühlen wir uns wohl. Dann holen wir unseren Mietwagen ab, er hat Automatikschaltung. Nach einem kurzen Umweg, finden wir die Schnellstraße nach Süden. Sie ist sehr gut ausgebaut, Höchstgeschwindigkeit 90 km/h. Schade, wir haben noch eine gute Strecke vor uns. Alles ist sehr sauber. Uns fällt das saftige Grün der Landschaft auf. Im Garten einer kleinen Autobahnraststätte trinken wir Kaffee und ich schnuppere an den Kräutern. Die Inhaberin hat mich beobachtet und ich bekomme Kräuter und Rosen aus dem Garten geschenkt. Was für eine Begrüßung! Es macht Spaß, am Meer entlang zu fahren, allerdings ist die Küste teilweise schon sehr verbaut. Wir lassen die Ruinen von Apollonia und die Lagune von Narta links liegen. Unser Ziel ist die albanische Riviera. Es dämmert bereits, als unsere Straße die Küste verlässt und sich ins Gebirge windet. Wir fahren durch dichten Wald, passieren den Llogara Nationalpark und folgen den Serpentinen über den Llogara Pass. Als wir endlich den Küstenort Himara erreichen, ist es bereits dunkel. Nach einigem Suchen entdecken wir die Leuchtschrift des kleinen Hotel Mare und beziehen ein Zimmer direkt am Meer. Abendessen gibt es in der griechischen Taverne an der Ecke.
Himara
30.04.2019
Unser Hotel gefällt uns und so beschließen wir zu bleiben. Nach einem üppigen Frühstück erkunden wir erst einmal Himara und die Umgebung. In der Nachbarbucht verschönert ein altes Schiffswrack die Kulisse. Die Altstadt Himaras, die Palaia Chimara liegt auf einem Hügel und war ursprünglich eine Festung. Heute ist sie halb verfallen und halb verlassen eine malerische Kulisse für Touristen. Ein griechischer Albaner erzählt uns von den Problemen der griechischen Minderheit in Albanien. Seit der Wende lebten sie eigentlich in Frieden, werden in den letzten Jahren allerdings wieder drangsaliert, weil ihr Grundbesitz an der albanischen Riviera, in Zeiten des wachsenden Tourismus, wertvoll wird. Es hat schon Tote gegeben. Nachmittags machen wir eine kleine Wanderung zur Klosterkirche Athaliotissa. Der Weg ist schwer zu finden aber sehr schön und verläuft teilweise durch eine Schlucht. Wir finden die Kirche verschlossen aber genießen die Aussicht auf Berge und Meer. Uns begegnet eine Herde von Ziegen und Schafen. Eine Bäuerin bestellt ihr Gemüsegärtchen. Uns interessieren die Gemüsepflanzen und wir bekommen Salat und Zwiebeln geschenkt. Wieder einmal überwältigt uns die albanische Herzlichkeit! Die ersten Bunker bekommen wir auch zu sehen, wie runde Pilze aus bröckelndem Beton ragen sie aus der Erde und sind ein Zeugnis aus komunistischer Zeit.
01.05.2019
Das Wetter ist heute heiter bis wolkig aber wärmer als gestern. Am Strand lässt es sich gut aushalten auch wenn kein Badewetter ist; einige Unverfrorene sehen das anders! Vom Parkplatz aus wandern wir auf dem gut ausgeschilderten Pfad zum Djipe Strand, wobei wir immer wieder Einblicke in die Schlucht haben. Danach ist endlich mal abhängen angesagt. Wir liegen nahe am Felsen vor einer kleinen Höhle. Während eines kurzen Schauers, ziehen wir uns einfach in die Höhle zurück. Abends gibt es in der kleinen Taverne die beste Pizza außerhalb Italiens!
02.05.2019
Nach dem Frühstück wollen wir im Mini Market eigentlich nur Wasser kaufen. Es gibt 6 Liter Flaschen und wir füllen das Wasser, zusammen mit Zitronensaft, in unsere Trinkflaschen um. So versuchen wir weniger Plastikflaschen zu kaufen um damit Müll zu sparen. Beim Einkaufen, treffen wir den Kellner der kleinen Taverne, der uns zum Kaffee einlädt. Gut, wir haben ja Zeit. Anschließend besuchen wir Ali Paschas Festung in Porto Palermo. Die ursprünglich venezianische Festung mit dreieckigem Grundriss aus dem 14. Jahrhundert wurde 1804 vom türkischen Regenten Ali Pascha wiederaufgebaut. Der Naturhafen von Porto Palermo war schon im Mittelalter interessant für den Handel mit Griechenland und Italien und hatte kriegsstrategische Bedeutung. Man erzählt sich auch noch eine romantische Geschichte, Ali Pascha hatte seine Lieblingsfrau hier untergebracht. Die Festungsräume sind düster und feucht. Man merkt ihnen an, dass sie in späterer Zeit als Gefängnis gedient haben. Das obere Stockwerk ist offen, mit Zisterne und Kapelle. Die Eintrittskarten werden uns von einem Folkloresänger verkauft, der uns nach unserer Besichtigung, stolz ein YouTube Video seines Chores Grupi i Himares zeigt. Sein Großvater hatte diesen Chor gegründet, der schon Auszeichnungen bekommen hat und mehrmals im Ausland gastierte. Die Iso – Polyphonie Albaniens interessiert uns, was dem stolzen Sänger schmeichelt und weil gerade nichts los ist, bekommen wir noch eine Extraführung rund um das Kastell. Er erzählt uns von der Bedeutung des natürlichen Hafens in venezianischer Zeit und zeigt uns den großen Bunker, der als U-Boot Bunker, mit chinesischer Hilfe, 70 m weit in den Felsen gesprengt wurde. Hier fanden zur Zeit des kalten Krieges vier U-Boote Platz. Heute ist der Hafen im Besitz der albanischen Marine, die dort zwei Patrouillienboote stationiert hat. Ansonsten ist der Hafen ungenutzt. Es ist heute kaum zu glauben, welche militärische Rolle dieser malerische Ort einmal gespielt hat. Im Mini Market kaufen wir später Obst und ich bekomme wieder Rosen geschenkt. Nachmittags wollen wir wieder an den Strand. Vom Livad Strand versuchen wir zum Jale Strand zu laufen. Es ist warm genug für kurze Hosen und die dichten Macchia Büsche zerkratzen uns die Beine. Wir finden nur Felsen, der Weg ist zugewachsen. Zurück am Livad Strand lese ich und Mathias begeistert sich für einen Hanomag, der zum Wohnmobil umgebaut ist. Wir unterhalten uns mit den Besitzern, Sabine und Anton, einem netten, österreichischen Ehepaar.
Gjirokastra
03.05.2019
Wir verlassen das Hotel Mare und machen uns auf den Weg nach Gjirokastra. Auf dem Weg besuchen wir das Blaue Auge, Syri i Kalter, einen idyllisch gelegenen See, inmitten üppiger Vegetation, der von einer türkisblauen Quelle gespeist wird. Obwohl noch keine Hauptsaison ist, ist dieser beliebte Ort schon recht gut besucht und wegen der Souvenirbuden, Restaurants und Bauarbeiten kann sich die Stimmung dieses bezaubernden Ortes nicht richtig entfalten. Bei allem Trubel gibt es leider keine Toiletten! Weiter fahren wir durch das saftige Grün des Drino Tals nach Djirokastra. Dort halten wir am belebten Parkplatz vor der Altstadt, finden aber zwischen Autos, Bussen und Taxis keine Parkmöglichkeit. Die Zufahrt durch die Altstadtgassen ist gesperrt, weil das Kopfsteinpflaster erneuert wird. Mathias bleibt beim Auto, während ich mithilfe von Google, 15 Minuten lang die steilen Altstadtgassen bergauf laufe, um unsere Pension „Stone Rooms“ zu finden. Es gibt kein Hinweisschild. Ich frage mich mit Händen und Füßen durch und stehe irgendwann vor einem 300 Jahre alten Holztor, das eine Passantin für mich öffnet. Der Bewohner spricht kein Englisch, ich telefonierte mit seiner Tochter. Das Zimmer im mittelalterlichen Steinhaus ist romantisch und etwas kühl, das Badezimmer ist perfekt. Nach mehreren Telefonaten hat ein Freund der Familie Mathias auf dem Parkplatz gefunden und fährt mit ihm die steile Umgehungsstraße nach oben. Der Blick über die Altstadt und die Festung ist atemberaubend. Im Garten unserer Pension entdecken wir im hohen Gras Schildkröten, wir zählen 10. Zwei davon fiepsen beim kopulieren, wir entfernen uns diskret und besichtigen die Festung. Die Festung ist sehr weitläufig. Es macht Spaß, die weiten Hallen zu durch wandern und zu fotografieren. Das Militärmuseum lassen wir aus, die ausgestellten Kanonen aus den Weltkriegen sind martialisch genug. Die Altstadt büßt trotz der Baustelle nichts von ihrem Charme ein. Gjirokastra ist UNESCO Weltkulturerbe, doch was nützt der Status, wenn den Bewohnern das Geld für die denkmalgerechte Restaurierung fehlt. Im hübsch hergerichteten “Simple“ Café gibt es Kaffee und Kuchen (die Kombination ist in Albanien nicht selbstverständlich). Wir essen im „Stone Rooms“ und verbringen einen netten Abend mit Eva und Sven aus dem Saarland.
Berat
04.05.2019
Wir erwachen bei Regen und schauen den ganzen Tag in das triste, graue Gesicht des Himmels. Unsere Reise geht weiter nach Berat auf der gut ausgebauten Schnellstraße. Und wieder genießen wir die Vegetation dieser fruchtbaren Agrarregion. Menschen bearbeiten ihre Felder, zum Teil per Hand und bieten am Straßenrand Früchte zum Verkauf an. Wir kaufen Honig als Urlaubsmitbringsel. Gelegentlich sind auf der Schnellstraße auch beladene Eselskarren unterwegs. Auffallend sind die vielen bunten Rosenbüsche. In Berat finden wir ein kleines Zimmer in der „Vila 4 B&B“, einer Empfehlung von Eva und Sven. Wir streifen durch die engen Gassen der „Stadt der 1000 Fenster“. Berat hat Charm, viele der alten Häuser haben sich hübsch herausgeputzt, andere verfallen. Auch Berat ist UNESCO Weltkulturerbe. Die breite Promenade aus kommunistischer Zeit beeindruckt uns weniger. Die kleine Festungsruine lassen wir aus. Unsere Betten sind kuschelig und warm.
Koman See
05.05.2019
Es hat die ganze Nacht geregnet und sieht auch morgens noch nicht so aus, als würde es auf klaren. Wir fahren weiter nach Norden. Da wir bei diesem Wetter nirgendwo etwas verpassen, versuchen wir so nahe wie möglich an unser Ziel den Koman See zu gelangen. Auf der Schnellstraße kommen wir zügig voran. Die Straße führt weiter durch das fruchtbare Tal, das nach dem Regen noch grüner aussieht. Doch es gibt nicht nur Idylle, die Vorstädte sind auch hier wie überall vollgestopft mit Zweckbauten. Irgendwann klart es doch auf und wir halten an einer Kaffee-Bar. Leider gibt es in diesem Kaffee-Bars Getränke jeglicher Art aber keine Snacks und noch nicht einmal Kuchen. Ich hohle Orangen, Tomaten und Mandeln aus dem Auto. Die Inhaberin bringt uns zwei dicke Scheiben Weißbrot dazu. Beim bezahlen sehen wir, dass die Betreiber selbst am Essen sind. Haben Sie sich die Brotscheiben vom Munde für uns abgespart? Wir fahren weiter bis Koman. Ab Vani Dejes wandelt sich die Straße in eine Schlaglochpiste. Die Fahrt entlang des riesigen Sees, der mehrere Staustufen hat, dauert zwei nervige Stunden. Eigentlich wäre das eine Strecke für einen Geländewagen. Irgendwann ist die komplette Straße unter einem See verschwunden. Zum Glück kommt ein Wohnmobil vorbei. Das Womo fährt mit Leichtigkeit durch den See, wir halten die Luft an und fahren hinterher. Alles geht gut. Hinter einer verfallenen Brücke liegt der Campingplatz von Koman. Es gibt ein Restaurant und Hotelzimmer. Die Zimmer sind einfach und sauber. Später sehen wir, dass das Hotel unter die Brücke gebaut ist. Wir schlafen also unter einer Brücke!
06.05.2019
Wir schlafen nicht so gut unter der Brücke. Über der Holzverkleidung der Decke hören wir das Trippeln kleiner Füße. Ich bringe vorsichtshalber die Tüte mit dem Obst in Sicherheit. Wenn es nicht trippelt, hält uns der Regen wach, der sich aus einem Dränagerohr neben unserem Fenster ergießt. Es klingt wie ein Wasserfall. Morgens fahren wir zur Anlegestelle und müssen rückwärts auf die Fähre einparken. Während der Fahrt ist es kalt und regnet immer wieder doch wir haben lustige Reisegefährten. Da sind zum einen das nette, schwäbische Ehepaar, Sabine und Gerhard mit dem Womo, dann ein französisches Pärchen, die sich einem tschechischen Motorradfahrer angeschlossen haben. Der Franzose wuselt wie ein junger Hund über das Boot und hat ständig neue Einfälle. Die Bootsfahrt ist zauberhaft schön. Sie gilt als eine der schönsten Europas; es fehlt nur noch die Sonne. Der Koman See ist ein Stausee und so gibt es keine natürlichen Ufer sondern Steilufer, fast wie in einem Fjord. Das ist beeindruckend und wirkt zugleich unnatürlich und etwas skurril. Nach der Ankunft machen wir uns auf den Weg nach Valbona . In Bajram Curri kaufen wir Erdbeeren und ich finde noch einen Pullover als „Zwischenlage“. Zu unserer Überraschung treffen wir die französisch-tschechische Reisegruppe wieder und essen zusammen zu Mittag. Erfreulicherweise ist die Straße nach Valbona in einem sehr guten Zustand. Dennoch haben wir es nicht eilig, die Alpenlandschaft ist zu schön. Etwas außerhalb des Dörfchen Valbona finden wir ein winziges, gemütliches Zimmer im Kol Gjoni Guesthouse und genießen ein leckeres Bergdorf Abendessen vor offenem Kamin. Unser Gastgeber, ein älterer Herr, trägt einen riesigen, grauen Balkan Schnurrbart und hat eine sehr tiefe Stimme. Wir müssen lachen als er mit dieser Stimme mit seinem Enkelkind telefoniert und die Kindersprache nachahmt.
Valbona Tal
07.05.2019
Unser Plan, die Kältewelle im Süden abzuwarten, ging leider nicht auf. Es ist nach wie vor 11°C kalt mit gelegentlichem Regen. Wir erfahren, dass die Kälte ganz Europa erfasst hat und es in Italien schneit. Geschneit hat es auch hier in höheren Lagen und so müssen wir unseren Plan nach Teth zu wandern leider aufgeben. Wir müsten 2 Stunden durch ein Schneefeld wandern und dazu fehlt uns einfach die Ausrüstung. Morgen soll es wärmer werden also erkunden wir heute das schöne Valbona Tal und wandern morgen in die Berge. Unser Weg führt uns ins Dorf Valbona. Das Dorf ist nicht groß aber überall wird kräftig gebaut. Neben der Dorfkneipe entdecken wir einen Mini Market in einem Container. Es gibt Kekse, Zigaretten, Putzmittel und eine Kühltruhe mit Eis.Nachdem wir schon ein ganzes Stück die Straße entlang gelaufen sind, finden wir eine kleine zerfallene Mühle mitsamt kleinem Wasserfall. Ein Stück weiter die Straße entlang führt ein Wanderweg in den Wald. Er besteht aus knorrigen Buchen; knorrigen und liebenswert, wie die Menschen hier in den Bergdörfern. Das Tal mit seinem Fluss ist voller Energie doch auch hier ist ein Stausee geplant. Wieviel von der Schönheit wird verloren gehen? Auch wenn uns die Sonne nicht verwöhnt, auf den Wiesen blühen 1000 kleine Sonnen. Es blühen hier viele Frühlingsblumen, die wir von Zuhause kennen aber am meisten begeistert mich das Knabenkraut. Wir nähern uns einem Gasthaus weil wir hoffen, ein Restaurant fürs Mittagessen zu finden. Ein junger Kater entdeckt uns, kommt auf uns zu gerannt und begrüßte uns herzlich. Ein Restaurant finden wir nicht aber der kleine Kerl begleitet uns fast 10 km auf unserer Wanderung. Wir überqueren zusammen Bäche und manchmal mault er aber er dreht nicht um sondern nutzt jede Gelegenheit, Streicheleinheiten zu bekommen. Den Pferden, die wir auf den Wiesen treffen, nähert er sich nur mit großer Vorsicht. Als wir den Wald verlassen und zurück auf die Straße kommen, interessiert ihn etwas anderes und so trennen sich unsere Wege. Das Tal ist so wunderschön, dafür lohnt es sich sogar zu frieren!
08.05.2019
Heute scheint schon morgens die Sonne und ein strahlender Tag beginnt. Auch wenn wir noch immer nicht nach Teth laufen können, wollen wir so weit wie möglich in die Richtung. Die Schönheit der Berge berührte uns und wir lassen uns Zeit, während es immer wärmer wird. Eine alte Frau führt ein süßes Café, wo wir zum Rast machen einkehren und Wärme und Landschaft genießen. Wir wandern weiter bis kurz vor den Valbona Pass und drehen um, weil es zu spät für den Rückweg wir und ein kühler Wind dunkle Wolken über uns aufgetürmt. Wir laufen in der Nachmittagswärme zurück und halten noch bei einer netten Bauernfamilie zum Kaffee. Zurück im Gasthaus, entschuldigt sich unsere Gastgeberin für den Schmutz auf unserem Auto. Ihre Bienen haben den warmen Tag zum Reinigungsflug genutzt.
Valbona Tal – Kruja
09.05.2019
Schweren Herzens verlassen wir unser Alpenidyll und fahren 250 km ca. 5 Stunden nach Kruja. Es wird Zeit einmal das Thema Müll anzusprechen. Wir sehen zwar gelegentlich volle Mülltonnen, ob es eine regelmäßige Müllabfuhr gibt, wissen wir nicht. Uns wurde gesagt, dass an den Küsten der Müll im Meer landet, in den Bergen sehen wir Müllberge an Flüssen und in Schluchten. Als Touristen bekommen wir von den sonstigen Problemen des Landes wenig mit, in punkto Müll besteht Handlungsbedarf! In Kruja wohnen wir auf der Burg. Unser Hotel ist der Nachbau eines Hauses aus osmanischer Zeit. Auch hier gibt es wieder ein traditionelles Menü zum Abendessen. Diese Menüs sehen im Prinzip so aus: erst wird eine Suppe mit Bohnen oder Gemüse gereicht, dazu Brot. Dann gibt es Salat (Variationen des griechisch/türkischen Salate), Schafskäse, Joghurt und Pasteten mit Spinat oder Schafskäse, dazu Oliven. Für Nichtvegetarier gibt es Fleisch, was allerdings nicht die Hauptrolle spielt. Mathias war vom Fleisch in den Bergen begeistert. Er findet, man schmecke was die Tiere gefressen haben und dort sind es eben Bergkräuter. Als Desert gibt es Kuchen oder Obst.
Kruja
10.05.2019
Als wir heute früh aus dem Fenster schauen, glauben wir uns auf einer Insel. Die Landschaft rings um die Burgruine versinkt im Nebel, der sich erst langsam auflöst. Da es sonst nicht zu sehen gibt, bleiben wir erst noch mal liegen. Nach dem Frühstück besuchen wir das ethnologische Museum, ein altes Patrizierhaus aus osmanischer Zeit mit original Einrichtung, 150 Jahre alter Kleidung aus verschiedenen Teilen des Landes, zum Teil mit aufwendiger Gold- und Silberstickerei, einem kleinen Hamam und verschiedenen Werkstätten. Es gibt eine Schmiede, eine Olivenpresse, Weinkelter und Rakidestille, Wollkämme und einen Webstuhl. Hier haben einmal 25 Menschen gelebt und gearbeitet. Anschließend trinken wir Kaffee und bummeln über den alten Basar, wo es Kitsch, Trödel, Souvenirs, Teppiche und Gegenstände aus Olivenholz zu kaufen gibt. Der Burgturm ist leider nicht zu besichtigen, dafür gibt es ein altes Brunnenhaus, eine Moschee, kleine Gärten und viele Aussichtspunkte.
letzter Tag
11.05.2019
Katerstimmung. Die Fahrt zum Flughafen. Wir haben Kruja als letzte Station ausgewählt, weil es von hier aus nicht weit zum Flughafen ist. Leider verpassen wir die Abfahrt und müssen einen Umweg durch Tirana machen. Hier geraten wir in einen Stau und müssen tiefe Schlaglöcher umfahren, jetzt darf nichts mehr passieren. Nach mehrmaligen Fragen, finden wir die Autobahn zum Flughafen. Unser Autovermieter fährt uns noch die letzten 100 m zum Terminal. Mit einem dicken Kloß im Hals besteigen wir unser Flugzeug. Albanien hat uns berührt. Wir wünschen diesem schönen Land und seinen herzlichen Bewohnern alles Gute für die Zukunft und wissen eins sicher: wir kommen wieder!
Eines der besten Reiseberichte, die ich jemals gefunden hab. Vielen Dank für den Bericht. Man sieht sofort, dass sehr viel Energie in der Erstellung steckt!