Indonesien Flores

Reisebericht Flores Indonesien (Teil 2)

Indonesien ist ein Paradies für Entdecker. 17.508 Inseln warten darauf, erkundet zu werden. Sie alle unterscheiden sich in Landschaft, Kultur, Küche und Religion. Wir lieben nicht nur die bewaldeten Vulkanlandschaften, die beeindruckenden Reisterrassen und die endlose Zahl an Stränden, sondern die Heiterkeit der quirligen Bevölkerung, die so sehr aus dem Herzen heraus zu leben scheint.

 

Moni

Unser Fahrer heißt Matheou und fährt die Strecke bis Moni für 200.000,- IDR pro Person. Teilen müssen wir das Auto nur mit seinem Freund Andy, der in Ende zu steigt. Unterwegs erfahren wir, dass es am Inerie vor kurzem gebrannt hat. Mittagsrast machen wir am Blue Stone Beach, wo es tatsächlich himmelblaue Kieselsteine gibt. Laut Andy werden die exportiert und wir fragen uns, wie lange es hier wohl noch welche gibt. Über den Plastikmüll am Strand, will ich diesmal nicht schreiben. Die Landschaft hier im Osten ist sehr trocken, alle warten auf den Beginn der Regenzeit. Wir verabreden uns für den Abend im einzigen Pub, dem „Mopis Place“, wo Andy mit seiner Reggae Band auftritt.

Wir finden ein komfortables Domizil mit Aussicht, großem Zimmer, riesigem Bad und hoffentlich endlich Ruhe! Water Refill gibt es hier nirgends und so müssen wir leider anfangen, Plastikwasserflaschen zu kaufen. Am nächsten Morgen schleppen wir uns ins Rainbow Café, denn heute ist abhängen angesagt. Gemütlich spazieren wir dann zu einem kleinen Wasserfall und weiter über Dörfer und an Gärten vorbei. Wir fotografieren Nelkenbäume und genießen die Ruhe der schönen Landschaft mit Bananen-, Jackfruit-, Macadamiabäumen und Kokospalmen. Die Macadamiabäume mit ihren hellen Blättern um die Blüten sehen aus wie riesige, weiße Weihnachtssterne und bilden eine wichtige Einnahmequelle auf Flores. Sie wachsen überall aber die Macadamianüsse werden, genau wie Cashewnüsse, die ebenfalls auf Flores wachsen, nirgends zum Kauf angeboten. Lediglich Erdnüsse gibt es ungeröstet auf den. Später ist wieder Fruchtsaft und Tomatensalat im „Wifi- Restaurant“ angesagt, weil wir für diese Region die falsche Telefonkarte haben. Hier geht nur „Telecomsel“. Nachts nervt die laute Livemusik vom „Mopi“ bis spät in der Nacht. Auch hier gibt es keine Ruhe!



Der Zufall führt uns zu Mama Maria, als wir uns mit dem Roller verfahren. Sie ist eine Lio vom Stamm der Sucar Lumba und wohnt im Dorf Rangace Wolocoli. Im Dorf fällt uns sofort das große alte Gemeinschaftshaus auf. Mama Maria wird schleunigst herbeigerufen. Als Tochter des Dorfchefs hat sie das Privileg, Gästen das 500 Jahre alte Haus zu zeigen. Wir folgen Maria durch die niedrige Tür hinein ins Dunkel. Sie lässt uns Zeit, uns an die Dunkelheit zu gewöhnen und führt uns immer weiter ins Innere. Wir setzen uns auf geflochtene Matten, die wie das Strohdach, alle sieben Jahre erneuert werden. In der Mitte hängt ein flacher Korb von der Spitzen hohen Decke und um uns herum können wir Gefäße und andere Räume erahnen. Mama Maria ist 58 Jahre alt und hat auf der Missionsschule Englisch gelernt. Sie spricht nicht perfekt aber hat ein Talent zu erzählen. Sie erzählt uns von den Ritualen, die im Frühling und Herbst zu Ehren von Sonne und Mondin abgehalten werden. Es geht um Aussaat und Ernte. Im flachen Korb werden Früchte, Blumen und Ochsenherzen geopfert. Das restliche Ochsenfleisch teilen sich die Dorfbewohner. Wir spenden etwas für die Dorfgemeinschaft und ich kaufe Mama Maria einen ihrer handgewebten Ikatschals ab. Nachmittags entdecken wir die hot springs von Permandian, die Air Panas Lia Sembe, die sich in zwei eingefasste Badebecken ergiessen. Später albern wir noch mit den Dorfbewohnern, ihren Kindern und jungen Hunden herum und unser Tag ist perfekt.



Eine der Hauptattraktionen auf Flores ist der Vulkan Kelimutu mit seinen drei Kraterseen, von denen zwei aussehen wie Farbtöpfe. Jeder der Seen hat eine andere Farbe. Der Farbwechsel ist auf die Salze der dort vorhandenen Mineralien zurückzuführen. Für die regionalen Stämme ist dies der Ort ihrer Ahnen. Die Seelen der Verstorbenen passieren den Pere Konde, einen fünfeckigen, flachen Stein auf dem Weg zum Krater, den Pfortenstein. Geister weisen den Seelen ihren Ort zu. Der erste See, der Tiwu Ata Polo, ist der verzaubert See. Seine Farbe kann sich von kräftigem Türkis in leuchtendes Rot wandeln. Er ist der See der Verstorbenen, die zu Lebzeiten Böses getan haben. Der mittlere See ist der Tiwu Koo Fai Nuwa Muri, hierher kommen die jung verstorbenen er ist hell Türkisfarben. Der dritte See, der Tiwu Ata Mbupu, ist dunkel grün-grau und der Sitz der alt verstorbenen. Zwei von Andys Kumpeln fahren uns mit ihren Rollern nach oben. Wir bleiben über 2 Stunden, so sehr faszinieren uns die Seen. Anschließend wandern wir fast 4 Stunden zurück nach Moni. Zuerst ein ganzes Stück die Zufahrtsstraße hinab, die frisch geteert ist. Auch hier im Straßenschotter finden wir hellblaue Steine. Die Straße führt weiter durch einen Nebelwald mit Farnbäumen und Moosbärten an den Baumästen. Dann biegen wir auf die Dorfstraße ab und wandern über die Dörfer.



Unser Lieblingsrestaurant in Moni ist das „Rainbow“. Bei der freundlichen Familie gibt es leckeres Essen und vor allem die Auberginen in Tomatensauce haben es uns angetan. Heute Morgen ist das Rainbow unser Wartepunkt für den Bus Richtung Maumere. Öffentliche Busfahrten sind immer spannend, weil wir mit den Locals in Kontakt kommen. Wir treffen Vater Lucas, einen katholischen Priester, der in seiner Jugend zum Baden in einen der Kalimutu Seen geklettert ist. Vater Lucas hat schon auf Flores, in Kalimantan, Australien und auf Java gearbeitet. Die zahllosen jungen Leute in seinen Gemeinden nennen ihn „Opa“. Zur Zeit hat der 80-jährige ein Sabbatjahr genommen und besucht seine Heimat.

Koka Beach

Hier am Koka Beach sind wir an noch so einem Highlight von Flores. Ein Felsen teilt zwei Buchten und vom Fels aus betrachtet bilden die beiden Strände eine Herzform. Die Hütte in der wir wohnen ist geräumig, super einfach aber neu und sauber. Am Strand haben wir uns eine dieser indonesischen, überdachten Liegen ergattert und können endlich mal abhängen! Unser Vermieter Blasius ist stolzer Besitzer eines weißen Hahns mit dem ungewöhnlichen Namen Rainbow. Dieser lebt mit seinen Mädels am Strand und nachts schlafen sie in den Bäumen. Er ist recht zutraulich, das nervt dann, wenn er unter unserer Liege kräht! Wir trinken uns an Kokosnüssen satt, genießen riesige Obstsalats Portionen und naschen unbekannte, rote Beeren, die nach Zuckerwatte schmecken. Es gibt zwei Bäume, die unaufhörlich in großer Menge harzen. Das Harz verwenden die Fischer zum Abdichten ihrer Boote. An einem Baum hängt das Skelett einer kleinen Schlange, die am Harz kleben geblieben ist. Nur wenige Gäste bleiben wie wir länger als eine Nacht. Es gibt nicht viel zu tun aber hier ist der perfekte Strand!



 

Maumere

Unsere Bungalowanlage Sunset Cottages liegt direkt am Meer, hat einen hübschen Garten, die älteste Matratze von Flores und einen zugemüllten Strand. Die Inhaber säubern ihn jeden Morgen doch die Strömung bringt immer wieder neuen Plastikmüll, der irgendwo ins Meer geworfen wird. Wie gut, dass wir vieles nicht im Voraus wissen, sonst hätten wir uns nicht daran gemacht, den Vulkan Mount Egon zu besteigen. Wir fahren mit einem Roller eine Dreiviertelstunde zum Beginn des Anstieges und folgen dem ausgetretenen Pfad bergauf. Leider sind wir zu spät aufgebrochen. Der steile Anstieg dauert 4 Stunden und wegen der Hitze müssen wir viele Trinkpausen machen. An manchen Stellen müssen wir klettern. Am Krater weht ein so heftiger Wind, dass ich mich ducke wie ein Häschen, aus Angst weggeweht zu werden. Am Rand der Caldera stößt Egon an drei Stellen fauchend Schwefelwölkchen aus, wie ein schlafender Drache. Wir haben diesen Drachen gemeistert!

Zusammen mit Fanny und Julian Chartern wir am nächsten Tag ein Boot mit Führer und fahren erst einmal durch jede Menge Plastikmüll. Dann steuert unser Bootsführer drei verschiedene Schnorchelstellen an und einen Strand, der eigentlich mehr eine Sandbank ist. Im seichten, warmen Wasser liegen wir wie in einer Badewanne. Tiefe ist eigentlich nicht so unser Ding, aber im seichten Wasser über Korallen zu schnorcheln schon. Jede Koralle scheint eine eigene Fischart zu beherbergen. Leider gibt es keine festen Anlegestellen für unser Boot, so besteht bei jedem Halt die Gefahr, dass unser Anker Korallen verletzt. Im übrigen ist gerade Quallen Saison, die meist rosa Tiere sind harmlos aber einige Tentakel bekomme ich doch ab.

Die Region Maumere ist bekannt für die Meersalzgewinnung. Noch einmal mieten wir einen Roller und fahren nach Nangahale, um Salzsiedereien zu besuchen. Unterwegs fährt ein Indonesier langsam neben uns her und deutet auf das Heck seines Rollers. Wir bewundern seinen ca. anderthalb Meter langen Fisch, der auf dem Gepäckträger fixiert ist. Nach Nangahale kommen selten Touristen. Wir sind die Attraktion des Dorfes. Gegen Mittag wird es sehr heiß und zusätzlich brennen die Feuerstellen auf denen das Salzwasser verkocht wird. Die graue Schlacke wird abgeschöpft und kommt später zurück ins Meer. Das heiße, nasse Salz wird in Trichter förmige Körbe zum abtropfen geschaufelt. Der ganze Vorgang muss später wiederholt werden. Zum Schluss wird dem Salz noch fein geraspelte Kokosnuss zugefügt, ob für den Geschmack oder um Feuchtigkeit zu binden, erfahren wir nicht. Dann sind 20 Tage Flores sind zu ende und wir fliegen zurück nach Bali.



Bali / Sidemen

Wir verlassen Flores und die beiden Hündchen unserer Vermieter, tauschen Wellblechdächer gegen rote und braune Ziegeldächer, aufrichtige Freude gegen so manches höfliche Lächeln, christliche Kirchen gegen Hindutempel und unsere Bambushütte am Strand gegen ein schickes, Stuck verziertes Steinhäuschen mit bequemer Matratze. Der Frangipaniduft Balis ist betörend und wie pittoresk die Dörfer, die aussehen wie Tempelanlagen, Steinmauern mit filigranem Flammenförmigem Dekor und die vielen kleinen Tempel und Häuschen für Götter und Geister.



Wir entscheiden uns für Sidemen, weil wir den Touristenströmen aus dem Weg gehen wollen. Stadt und Umgebung erkunden wir zu Fuß und mit dem Roller und mieten schließlich ein Taxi mit Fahrer. Mit ihm fahren wir zum berühmten Lempuyang Temple, der zu einer Tempelanlage gehört, die sich kilometerweit durch die Hügel erstreckt. Der Lempuyang mit seiner riesigen Steintreppe und dem berühmten Sky Gate ist tatsächlich wunderschön doch leider überfüllt mit hunderten von Touristen die zwischen den Flügeln des Sky Gates für ein Foto posieren. Dafür muss man eine Nummer ziehen und ca. 2 Stunden warten, während Mitarbeiter des Tempels im Sekundentakt fotografieren. Durch einen Spiegel an der Kamera werden die Fotos so verfälscht, dass es aussieht als liege das Tor an einem See. Alles nur ein Fake. Wir weigern uns, eine weitere, überfüllte Disneylandattraktion zu besuchen und fahren stattdessen zum Taman Ujung Water Palace, einem alten Königspalast mit großem Park, wo uns unser Fahrer heimische Pflanzen erklärt.



Nusa Penida

Wir beschließen, unsere letzten beiden Urlaubstage auf der Insel Nusa Penida zu verbringen, 20 Minuten mit der Fähre von Bali entfernt. Vorher decken wir uns mit Bargeld ein, weil es auf Nusa Penida noch kein ATM gibt. Wir beziehen eine nette Hütte bei „Beautiful House“, gegenüber gibt es ein Bistro mit eigenem Strand zum abhängen. Mit dem Roller entdecken wir abends das nette Ogix Warung, etwas touristisch aber mit vegetarischen Essen. Beim Rückweg halten wir noch an einem Sportplatz und betrachten mit den einheimischen ein regionales Volleyballturnier. Die Attraktionen auf Nusa Penida sind sehenswert. Wir besuchen mit dem Roller den Broken Beach und den Angel Billabong mit dem Kelingking, einem Felsen, der aussieht wie ein riesiger, trauriger Fisch. Leider müssen wir uns die Attraktionen mit zahllosen Tagesausflüglern aus Bali teilen, was Massentourismus statt Naturerlebnis bedeutet.



Der Charme Indonesiens hat uns auch diesmal wieder berührt, obwohl wir uns mehr Ruhe und mehr saubere Badestrände gewünscht hätten. Wir werden wieder kommen, über 17.500 Inseln warten noch auf uns.

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