Indonesien Flores Bena

Reisebericht Flores Indonesien (Teil 1)

Indonesien ist ein Paradies für Entdecker. 17.508 Inseln warten darauf, erkundet zu werden. Sie alle unterscheiden sich in Landschaft, Kultur, Küche und Religion. Wir lieben nicht nur die bewaldeten Vulkanlandschaften, die beeindruckenden Reisterrassen und die endlose Zahl an Stränden, sondern die Heiterkeit der quirligen Bevölkerung, die so sehr aus dem Herzen heraus zu leben scheint.

Bali

Dieses Jahr haben wir uns für die Insel Flores entschieden, doch erst einmal führt uns eine lange Flugreise über Doha nach Denpasar auf Bali. Die Pension Lumbung Damuh in der Nähe von Candidassa ist eine bequeme Unterkunft mit gemütlichem Bett in schöner Umgebung und nach einer langen Reise genau das richtige. Wir genießen abends noch unser erstes indonesisches Essen mit frischem Ananassaft, klettern anschließend direkt in unser Bett und schlafen mit Meeresrauschen ein. Nach dem Frühstück fährt uns unser Vermieter, mit dem Auto nach Candidassa zur ATM und anschließend zur Honeybee Farm. Hier sehen wir zum ersten Mal die ursprünglichen Balibienen. Sie sind klein wie Ameisen, schwarz und haben weiße Köpfe. Die Bienenbeuten hängen in Bäumen und sind klein wie Vogelhäuschen. Einmal im Jahr ernten die Imker 1,5 kg Honig. Wir dürfen ihn probieren, er schmeckt süß säuerlich und sehr interessant. 100 ml werden für ca. 20 € verkauft! Des weiteren sehen wir noch die orientalischen Bienen, die zur erwerbsmäßigen Imkerei gehalten werden und in Bambusröhren leben, die ebenfalls in den Bäumen hängen. Da hier auch der berühmte Luwak Kaffee verkauft wird, hält man hier eins der Luwaks, eine Art Schleichkatze, im Käfig. Interessant zu sehen aber die Lebensbedingungen dieses Tieres sind traurig. Luwaks fressen die Früchte des Kaffeebaumes und scheiden fermentierte Kaffeebohnen aus. Dieser Kaffee hat natürlich einen besonderen Geschmack. Angeblich wird Luwak Kaffee ausschließlich aus Wildsammlung gewonnen. Wir haben so unsere Zweifel. Nach einer Tasse Balikaffee laufen wir weiter zu einem hübschen, alten Dorf mit traditionellen Steinhäusern und Tempeln. Auf einem Hügel gibt es einen kleinen Warung, wo uns ein herzliches Ehepaar bewirtet und wir die Aussicht genießen können. Wir laufen zurück bis Candidassa und trinken Fruchtsaft am Strand. Ein Taxi bringt uns zurück. Am nächsten Tag verlassen wir schon wieder unsere gemütliche Herberge und eine Air Asia Maschine bringt uns nach Lubian Bajo auf Flores.



 Flores Labuan Bajo

Vom Flughafen bringt uns ein Taxi zur Stan Lodge, ca. 30 km außerhalb von Labuan Bajo. Hier stehen kleine bunte Hütten mit geflochtenen Wänden und einem Gemeinschaftsbad in einem großen Garten. Wir genießen die Gastfreundschaft von Liz und ihre leckere, vegetarische Küche. Da wir uns schon in den Bergen befinden, stehen Wasserfälle auf unserem Programm. Wir fahren ganz gediegen mit einem Privatauto und werden prompt übers Ohr gehauen. Der Weg zum Cunca Rami Waterfall besteht aus einer Schlaglochpiste. Unterwegs bewundern wir Kapokbäume und die wolligen Pfanzendaunen der Samen, die in der Textilherstellung verwendet werden. Neben dem Eintritt zum Wasserfall müssen wir auch noch einen Guide bezahlen, der allerdings kein Englisch spricht und uns folglich gar nichts erzählen kann! Der Wasserfall ist klein aber dennoch hübsch und beinahe mystisch. Beim Baden habe ich das Gefühl, eine Kathedrale zu betreten. Der Wasserfall ergießt sich vor einer kleinen Grotte in einen runden See. Etliche Schwalben sind auf der Jagd nach Insekten. Oberhalb der Grotte hängen riesige Bienenwaben an den Felsen. Wir fahren weiter zum Sano Nggoang See, der herrlich in verschiedenen, wechselnden Grüntönen da liegt. Interessant sind auch die verschiedenen kleinen, heißen Schwefelquellen. Die holprige Strecke zum Cunca Wulang Waterfall, zu dem es einen Tag später geht, ist zum Glück kürzer. Zu Fuß überqueren wir eine Hängebrücke über den Canyon, den der Fluss hier gebildet hat und haben am Vormittag die schöne Landschaft noch eine Weile führ uns alleine. Am nächsten Tag geht es weiter mit dem Public Bus nach Ruteng.



Ruteng

Wir stehen um 5:30 Uhr auf. Die Sonne geht gerade auf und die Hühner flattern aus den Bäumen. Unser Bus fährt uns direkt zum Hobbit Hill Homestay, einer blitzsauberen Anlage mit drei Gästezimmern, einem hübschen Garten und bequemen Betten. Es liegt idyllisch zwischen Reisfeldern. Wir machen einen Spaziergang durch die reizvolle Landschaft und sehen Frauen beim Bearbeiten der Felder. Erschreckend ist der viele Müll, der die Natur verschandelt. Es gibt wohl so etwas wie eine Müllentsorgung, die allerdings kostet Geld. So werfen viele, die keine Möglichkeit haben, ihren Müll zu verbrennen, den Abfall in die Natur. Was nicht verrottet, wird von Wind und Regen in die Reisfelder gespült. Und wieder einmal müssen wir uns eingestehen, ein Teil der Vermüllung zu sein und uns überlegen, wie viele Plastikwasserflaschen, Chipstüten, Cola-Dosen und Bierflaschen von uns stammen könnten. Auch wenn viele über uns lächeln, wenn wir beim Einkaufen Plastiktüten ablehnen, Bambusstrohhalme dabeihaben und aus unseren Trinkflaschen trinken – beim Hinweis auf den herumliegenden Plastikmüll nicken sie verstehend. Zum Glück mussten wir bis jetzt auf Flores noch keine Plastikflaschen kaufen, weil wir in den Unterkünften mit Trinkwasser versorgt wurden.



Am nächsten Tag machen wir uns mit einem gemieteten Roller auf zur Liang Bua Cave (Hobbit Cave). Zu zweit auf dem kleinen Roller werden an holprigen Stellen unsere Bandscheiben ganz schön strapaziert. In der Hobbit-Höhle wurde 2003 das Skelett des Homo floresiensis gefunden. Die kleinwüchsige Menschenart lebte vor ca. 60.000 Jahren auf Flores, bis das Grasland allmählich von Wald abgelöst wurde und sich alleine der Homo Sapiens den veränderten Lebensbedingungen anpassen konnte. Fremd blieben sich die beiden Humanoiden nicht, weswegen die Indonesier noch heute Gene des 1,06 m kleinen Menschen in ihrem Genom tragen. Den Namen Hobbit bekam er natürlich wegen der Größe. Interessant ist das kleine Museum, einige Meter vor der Höhle. Auf dem Rückweg fragen wir in einem Dorf nach frischen Kokosnüssen und ein Dorfbewohner öffnet einen Sack mit frisch geernteten Nüssen. Das halbe Dorf schaut zu, wie wir unter einem Baum unsere Kokosnüsse trinken. Unser Kokosnussverkäufer hat einiges zu erzählen, denn er war 2003 bei den Ausgrabungen in der Hobbithöhle als Dolmetscher dabei. Am Nachmittag fahren wir nach Ruteng, um eine Simkarte zu kaufen und entdecken einen großen Markt mit Obst, Gemüse, Gewürzen, Fisch und lebenden Hühner. Wir entdecken Gemüsesorten, die wir noch nicht kennen. Endlich fühlen wir uns richtig „in Urlaub“. Eine weitere Attraktion von Flores sind die Spider Web Rice Fields. Wieder sind wir mit dem Roller unterwegs und fahren 19 km nach Canca. Ein Junge mit Roller lotst uns zu einer „Bob Marley – Basisstation“. Hier gibt es Kaffee, eine saubere Toilette und natürlich Reggae Musik. Wir bezahlen die kleine Eintrittsgebühr und steigen über Treppenstufen einen Hügel hinauf, wo Besucher von verschiedenen Aussichtspunkten die Reisfelder überblicken können. Insgesamt gibt es fünf Spinnennetz Reisfelder im Tal, wobei die Anordnung der Felder, den geographischen Vorgaben folgt. Bei der Bewässerung kann sich das Wasser von außen ins Zentrum verteilen. Die Felder sehen beeindruckend aus. An der Rückseite des Hügels befindet sich ein Steinbruch, in dem Männer in Sandalen mit Eisenstangen und Hämmern Steine brechen. Als wir ihre harte Arbeit bemerken, winken sie uns freundlich zu. Auf dem Rückweg müssen wir tanken. Überall finden wir kleine Tankstellen an der Straße, wo Benzin in alten Plastikwasserflaschen in Regalen steht. Mithilfe eines Trichters wird unser Roller betankt. Später folgt Mathias einem kleinen, asphaltierten Weg zwischen die Reisfelder. Die Landschaft ist wunderschön mit den knubbeligen Bergen Flores im Hintergrund.



Bajawa

Wir teilen uns das Taxi nach Bajawa mit einem jungen Touristen. Die Straße windet sich durch die Berge zur Küste und wieder in die Berge. Dabei verändert sich die Landschaft von tropischem Grün zu Trockenheit. Immer wieder weht Nelkenduft ins Auto, von den Gewürznelken, die am Straßenrand getrocknet werden. Im Edelweiß Homestay erwartet uns ein neues, himmelblaues, geräumiges Zimmer, mit zwei komfortablen Betten. Wir genießen die Fahrten mit dem Roller durch Wälder und Landschaften. Nach 45 Minuten Fahrt stoßen wir in einer Kurve unvermittelt auf das imposante Dorf Bena. Die Häuser dieses traditionellen Dorfes haben strohgedeckte Dächer, auf denen sich als Dachreiter Kriegerfiguren oder kleine Geisterhäuschen befinden. Sie umringen den Dorfplatz mit den Gräbern der Ahnen, die weiterhin ins Dorf leben integriert sind. In den Häusern werden selbst gewebte, aufwendige Ikatschals verkauft, zusammen mit Armbändchen und zu meiner großen Freude Vanilleschoten. Von Bena aus wandern wir 1 Stunde durch den Wald ins Nachbardorf Tololela, das ist in der Hitze ganz schön schweißtreibend. Zwischendurch zieht Nebel auf, was unsere Wanderung etwas mystischer macht, die Luftfeuchtigkeit aber weiter erhöht. Tololela ist kleiner als Bena, weniger touristisch aber auch nicht so beeindruckend. Unser vergebliches Fragen nach junger Kokosnuss spricht sich herum. Schließlich geht ein Dörfler in den Wald, um für uns zwei Kokosnüsse zu ernten. So frische Kokosnüsse haben wir noch nie getrunken! Wir wandern zurück und zum Glück kommt auf der Heimfahrt noch einmal die Sonne heraus. So nass geschwitzt, wäre der Fahrtwind sehr kühl geworden. In der Nachmittagssonne grüßt uns noch einmal der Inerie, der majestätische, freundliche Berg. Auf der Suche nach dem Wasserfall Air Terjun Ogi führt uns Google in die Irre, doch die Einheimischen kennen den Weg. Der Wasserfall selbst ist beeindruckend, ergießt sich aber in ein kleines eingefasst Becken, das außerdem noch eingezäunt ist. Das Wasser wird kanalisiert und bewässert die üppig grünen Reisfelder. Zurück beim Kiosk der Ticketverkäufer wird die Landschaft plötzlich in ein warmes, oranges Licht getaucht. Vor die Sonne hat sich eine sandgelbe Wolke geschoben. Auch am Nachmittag müssen wir erst eine Weile herum suchen, bis wir die Malanage Hot Springs finden. Dafür werden wir mit Entspannung im heißem Sprudelwasser in einem natürlichen Flussbett belohnt. Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher zu einem weiteren traditionellen Dorf, Gurusina, dessen Holzhäuser abgebrannt sind und mit staatlicher Hilfe wiederaufgebaut werden. So nah am Äquator geht die Sonne früh auf und früher unter. Auf dem Heimweg dämmert es bereits und der Fahrtwind lässt uns frösteln. In der Nacht ist irgendwo Party bis morgens früh der Muezzin ruft. Wir hoffen in Moni mehr Ruhe zu finden und möchten dort gerne länger bleiben.



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